01. Dezember 2013 | Frank Wieding (MOPO) – Hamburger Morgenpost
“Konnte rundherum überzeugen. Das “Momento Di” in Harburg
Wenn Sie auch zu den Hamburgern gehören, die Harburg nicht auf dem Zettel haben, wenn’s um gute, besser: sehr gute Restaurants geht, begehen Sie einen großen Fehler. Denn das „Momento di“ am Hamburger Binnenhafen kann sich mit den Top-Restaurants nördlich der Elbe locker messen.
Der hohe Raum in dem Speicher-Gebäude ist imposant, beeindruckend auch die riesigen sepiagefärbten Fotos mit italienischen Ernteszenen an den Wänden. Wir wollen vegetarisch essen. Die freundliche Bedienung bietet uns gleich zahlreiche Alternativen an – obwohl durchaus vegetarische Gerichte auf der Karte stehen.
Das geht gut los. Wir wählen die getrüffelte Selleriecremesuppe mit pochiertem Wachtelei (7,50 Euro). Kräftig kommt der Trüffel durch, der in das luftig aufgeschäumte Süppchen gehobelt wurde. Auch der bunte Salat mit Zitrusfrüchtefilets und gebackenen Nüssen (7,50 Euro) überzeugt. Besonders das leichte Dressing auf Olivenölbasis punktet.
Als Hauptgerichte kommen Tagliatelle mit Trüffeln von der Tageskarte. Eine gute Portion, schön trüffelig – aber mit 21,50Euro etwas teuer. Ebenfalls erstklassig das Parmesan-Risotto (14,50 Euro), das mit Wokgemüse für den Fleischverächter abgeändert wurde. Erstklassig im Geschmack, reichhaltig dazu. Das Gemüse bissfest. Einfach tadellos! Dazu ein Primitivo 2011 aus Apulien (0,2 Liter für 6,30 Euro) und ein Blauer Zweigelt 2011 (0,2l, 5,60 Euro) aus dem österreichischen Krems.
Für die Qualität steht Küchenchef Thiruketheeswaran Karalasingam, den alle nur „Kethees“ nennen. Der stammt aus Sri Lanka, machte unter anderem im „Rive“ und im „D.O.C.“ am Jungfernstieg Station, brutzelte schon mit Jahrhundertkoch Eckart Witzigmann. Und im August 2008 eröffnete er das „Momento di“ neu, das einst zum Andronaco-Imperium gehörte.
Eigentlich sind wir satt nach den reichhaltigen Portionen. Aber was ist ein tolles Essen ohne Dessert? Also wählen wir Cantuccini-Tiramisu mit Apfelkompott und Zimteis (6.40 Euro). Dazu einen Dessertwein, Dulcis Vino Liquoroso aus Umbrien (0,1 l, 4,50). Ein glänzender Abschluss: das Apfelkompott bissfest und mit dem Kugelausstecher geformt. Tiramisu und Eis machen ebenso Freude, die Portion auch hier reichhaltig. Und der Süßwein sorgt für einen runden Abgang am Gaumen.
Am Ende des Abends steht fest: Harburg – wir kommen wieder!